ADHS

ADHS-Therapie für Kinder und Jugendliche

Eine ADHS-Behandlung bei Kindern ist wichtig, da die Störung nicht nur das Familienleben, sondern auch das Schulleben und auch das Sozialleben der Kinder zunehmend beeinflusst. ADHS (oder auch ADS) ist eine angeborene Störung, die bereits in früher Kindheit erste Anzeichen zeigt. Selbst Säuglinge können im Rahmen einer sogenannten Regulationsstörung bereits erste Merkmale zeigen, die darauf hindeuten, dass sie als Kinder eine ADHS entwickeln können. 

Ist Ihr Kind von ADHS betroffen, gestalten sich die Tage oft wie Kraftproben, unabhängig davon, ob es sich um ein Kleinkind oder ein Grundschulkind handelt. Um sich und Ihrem Kind den Alltag etwas zu erleichtern, ist es wichtig, dass die ADHS behandelt wird. Denn die Symptome wie Konzentrationsschwäche oder übermäßiger Bewegungsdrang zeigen sich nicht nur zu Hause - sie beeinflussen Ihr Kind auch im Kindergarten- oder Schulalltag.

Behandlung

Mit gezielter ADHS-Therapie bei Kindern und Jugendlichen den Alltag meistern
Eine gezielte ADHS-Therapie für Kinder ist wichtig, um die nötige Struktur in den Alltag zu bekommen. Viele Kinder und Jugendliche mit ADHS oder auch ADS entwickeln im Laufe der Zeit aufgrund negativer Konsequenzen zu ihrem Verhalten weitere Begleiterkrankungen wie beispielsweise Depression oder Angststörungen. Diese sollten rechtzeitig erkannt und ebenfalls behandelt werden, um Ihnen und Ihrem Kind den Alltag nicht noch schwerer zu gestalten. 
Eine ADS- oder ADHS-Therapie für Kinder wird immer individuell auf das Krankheitsbild abgestimmt. Eine pauschale Behandlung für alle gibt es nicht. Es gibt verschiedene Therapieformen, die zum Einsatz kommen können. So wird häufig unter anderem bei ADHS die Verhaltenstherapie mit ihren verschiedenen Formen angewandt. 

Verhaltenstherapie für mehr Selbstkontrolle im Grundschulalter
Die Verhaltenstherapie wird in der Regel ab dem Grundschulalter zur Behandlung von ADHS eingesetzt. Das Ziel ist, störende Verhaltensweisen abzubauen und positive Verhaltensweisen zu fördern.
Dazu werden mit Ihrem Kind gemeinsam Strategien entwickelt und umgesetzt. So bekommt Ihr Kind mehr Selbstkontrolle, kann problematische Verhaltensmuster selbst ändern und besser mit der ADHS im Alltag umgehen. Gleichzeitig lernt es, sich selbst zu motivieren und seine Bemühungen angemessen wertzuschätzen.

Ursachen und Entstehung

Wie entsteht ADHS bei Kindern?
ADHS entsteht durch eine fehlerhafte Informationsverarbeitung zwischen den Hirnabschnitten, die für die Wahrnehmung, die Konzentration und die Impulskontrolle verantwortlich sind. Verantwortlich dafür ist ein Ungleichgewicht der Botenstoffe, auch Neurotransmitter genannt; vor allem Dopamin und Noradrenalin. 
Diese Botenstoffe sind wichtig für die Signalübertragung von einer Nervenzelle zur anderen. Bei ADHS-Kindern steht zwischen den Nervenzellen zu wenig Dopamin zur Verfügung. 

Genetik als Faktor bei der ADHS-Entstehung
Veranlagung zu ADHS oder ADS liegt bereits in den Genen. Wenn mindestens ein Elternteil von ADHS betroffen ist, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich diese Störung auch bei den Kindern entwickeln kann. 
Ebenso verantwortlich wie die genetische Veranlagung sind sogenannte Umwelteinflüsse. Dazu gehören Faktoren wie eine Frühgeburt, Geburtskomplikationen oder auch Drogen- und übermäßiger Nikotinkonsum während der Schwangerschaft. 
Die Erziehung ist jedoch kein Auslösefaktor, wie man lange Zeit glaubte. So kann zum Beispiel nicht die ADHS durch Erziehungsfehler ausgelöst werden. Allerdings kann die Erziehung ADHS und deren Entwicklung beeinflussen. 

Anzeichen und Merkmale

Wie erkennt man ADHS bei Kindern?

ADHS ist die Kurzbezeichnung für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Diese Störung zeichnet sich durch drei Kernsymptome aus: 

  • Aufmerksamkeitsstörung / Konzentrationsprobleme
  • übermäßiger Bewegungsdrang / Hyperaktivität
  • Impulsivität

Allerdings betrifft die Hyperaktivität nicht alle Kinder. Manche Kinder weisen auch keinen übermäßigen Bewegungsdrang auf, einige wirken hingegen eher bewegungsfaul. Liegt keine Hyperaktivität vor, spricht man umgangssprachlich auch noch von einer ADS - dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. 

ADHS: Bei Mädchen andere Symptome?
In der Tat weisen Mädchen häufig andere Merkmale der ADHS auf. So wirken sie weniger hyperaktiv als eher verträumt. Sie fallen eher durch innere Unruhe und ständiges Reden auf, ebenso durch starke emotionale Schwankungen. 

Bereits erste Anzeichen bei Babys
Eine sichere ADHS-Diagnose im Säuglingsalter ist noch nicht möglich. Jedoch belegen Studien, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen ADHS und der bei manchen Säuglingen auftretenden sogenannten Regulationsstörung. Die hierbei auftretenden Anzeichen können bereits auf eine sich später entwickelnde ADHS hindeuten. 

Babys, die unter einer Regulationsstörung leiden, schreien oft und lang. Viele schlafen schlecht und lassen sich unter Umständen nur schwer füttern. Doch das sind nur mögliche ADHS-Symptome bei Babys. Andere sind dauerhaft unruhig und wirken häufig schlecht gelaunt. Das kann darauf hindeuten, dass diese Babys später hyperaktive Kinder werden. 

Wie zeigt sich ADHS bei Kleinkindern?
ADHS kann sich bereits im Kleinkind- und Kindergartenalter ausgeprägt zeigen. Am stärksten zeigt sich die Impulsivität bei Kleinkindern mit ADHS, die sich in Wutausbrüchen, Geschrei oder anderen impulsiven Handlungen ausdrücken kann. Viele Kinder werfen sich auch unter lautem Geschrei auf den Boden oder in Pfützen Auch die verminderte Aufmerksamkeit kann sich bereits im Kleinkindalter zeigen. So können Kleinkinder mit ADHS sich manchmal nur schwer über längere Zeit auf eine ruhige Aktivität konzentrieren. Sie wechseln oft nach kurzer Zeit zwischen den Spielen. 

Ihr Verhalten ist oft unberechenbar und kann vermehrt zu Unfällen führen. Ebenso fallen die üblichen Trotzphasen deutlich stärker aus. Die Kinder platzen oft in Gespräche und produzieren ständig Geräusche. 

Durch die Impulsivität und das Aufmerksamkeitsdefizit der Kinder kommt es oft zu sozialen Problemen, die nicht nur die Kinder selbst belasten, sondern ebenso die Eltern. Kommen die Kinder in den Kindergarten, finden sie mit ihrem störenden, unruhigen Verhalten schlecht Anschluss oder neue Freundschaften. Manche werden von Beginn an von den anderen Kindern ausgegrenzt. 

ADHS-Merkmale im Grundschulalter
Kinder mit ADHS in der Grundschule ecken oft bei Gleichaltrigen, sowie den Lehrern und Lehrerinnen an. Sie haben eine niedrige Frustrationstoleranz und fallen durch häufige Wutanfälle auf. Zudem reden sie sehr viel und oft und fallen anderen häufig ins Wort. Impulsive unpassende Mimik oder Gestik zählen ebenfalls zu den häufigsten ADHS-Symptomen im Grundschulalter. 

Ihre verminderte Aufmerksamkeit zeigt sich vielmals im Umgang mit anderen Kindern und auch Erwachsenen. Oft bekommen sie Informationen, Gefühle und Stimmungen nicht mit. Daher werden sie häufig als weniger rücksichtsvoll oder auch weniger interessiert wahrgenommen.

Durch motorische Ungeschicklichkeit neigen Kinder mit ADHS zu häufigen Unfällen beim Spielen. Außerdem können sie sich nur schwer an Regeln halten, lassen sich im Unterricht oft ablenken oder lenken selbst ab. Meistens können Kinder mit ADHS die Hausaufgaben nicht konzentriert und organisiert erledigen. Nicht selten kommen zu den ADHS-Merkmalen noch eine Lese-Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche hinzu. 

Sie leiden oft unter dem negativen Feedback, das sie durch das problematische Verhalten aufgrund ihrer ADHS im Unterricht und beim Spielen von vielen Seiten bekommen und entwickeln dadurch ein geringes Selbstwertgefühl. Der Alltag ist oft sowohl für Eltern und Kinder belastend. 

Wie sehen die ADHS-Symptome im Jugendalter aus?
Wird sie nicht bereits im Grundschulalter behandelt, entwickelt sich die ADHS im Jugendalter weiter. Die Jugendlichen sind weiterhin unaufmerksam. Manche stören den Unterricht immer mehr, bei anderen wechselt die Unruhe nach innen, was beim Umfeld zunächst Erleichterung auslöst, aber für die Betroffenen weiterhin noch unangenehm ist.

Zudem scheinen sie eine “Null-Bock-Mentalität” zu entwickeln, die stärker ausgeprägt ist als in der Pubertät üblich. Zudem verweigern sie oft die im Unterricht geforderte Leistung. Jugendliche mit ADHS legen oft eine sehr aggressive Anti-Haltung an den Tag. Manchmal scheinen sie “aus dem Nichts heraus zu explodieren”. 

Sie haben einen Hang zum Risiko, handeln oft unüberlegt und fühlen sich zu Randgruppen hingezogen. Jugendliche mit ADHS sind häufig neugierig, probieren gerne neue Dinge aus und sind manchmal selbst auf der Suche nach etwas, das ihnen helfen könnte. In diesem Rahmen können Nikotin, Alkohol oder Drogen eine Rolle spielen, was auch in eine Suchterkrankung münden kann.

ADHS Diagnostik

AD(H)S ist in aller Munde, doch was bedeutet es und wie kann man diese Verhaltensstörung feststellen? Im ICD 10 (internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) werden in diesem Zusammenhang folgende Begriffe aufgeführt:

F90.0: Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung

F98.80 Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität mit Beginn in der Kindheit und Jugend

Um eine ADHS Diagnose vergeben zu können, müssen die Symptome von Hyperaktivität, Impulsivität und/oder Unaufmerksamkeit die Kriterien von ICD-10 erfüllen.

Wenn Verhaltensauffälligkeiten die Beziehungen der/des Betroffenen beeinträchtigen, die Leistungsfähigkeit oder die Teilhabe einschränken, kann eine ausführliche Diagnostik Klarheit schaffen.

Vorab einen AD(H)S Test gibt es nicht. Es gibt aber testpsychologische und neuropsychologische Untersuchungen, die eine gesicherte Diagnose ermöglichen.

 

Bei welchen Personen sollte eine ADHS-Diagnostik durchgeführt werden?
Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Entwicklungs-, Lern-, Leistungs- oder Verhaltensproblemen oder anderen psychischen Störungen und Hinweisen auf Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit und Konzentration oder auf erhöhte Unruhe oder Impulsivität sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass eine ADHS vorliegt.

 

Wer sollte eine ADHS-Diagnostik durchführen?

  • Facharzt für Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
  • Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten,
  • Psychologischer Psychotherapeut mit Zusatzqualifikation für Kinder und Jugendliche
  • Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit Erfahrung und Fachwissen in der Diagnostik von ADHS

 

Welche diagnostischen Maßnahmen sollen routinemäßig eingesetzt werden?
In meiner Praxis überprüfe ich die Aufmerksamkeit sowie die Konzentration mit einer Software zur Messung von Reaktionszeiten, Daueraufmerksamkeit, selektiver Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Belastbarkeit.

Für die Diagnose dürfen folgende Informationen nicht fehlen:

  1. Eine umfassende strukturierte Exploration des Patienten und – v.a. bei Kindern und Jugendlichen – seiner Bezugspersonen (vor allem der Eltern, wenn möglich auch der Lehrer:innen/Erzieher:innen, einschließlich schriftlicher Berichte und Zeugnisse)
  2. Die aktuellen ADHS-Symptomatik (Art, Häufigkeit, Intensität) in verschiedenen Lebensbereichen (Familie, Schule, Freizeitbereich) und die situativen Variabilität in diesen Lebensbereichen (z.B. bei Hausaufgaben, bei Familienaktivitäten)
  3. Die aktuell resultierenden Einschränkungen der Funktionsfähigkeit (z.B. in den Beziehungen, der Leistungsfähigkeit, der Teilhabe)
  4. Die aktuell koexistierenden psychischen Symptomen/Störungen oder körperlichen Erkrankungen
  5. Die aktuellen und früheren Rahmenbedingungen, Ressourcen und Belastungen in der Familie und im Kindergarten/in der Schule oder am Arbeitsplatz, einschließlich der psychischen und körperlichen Gesundheit der Bezugspersonen,
  6. Die störungsspezifische Entwicklungsgeschichte (z.B. Beginn und Verlauf der Symptomatik) vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklungsanamnese einschließlich relevanter Vorbehandlungen
  7. Die Ressourcen, Wünsche und Bedürfnisse des/der Patient:in und seiner/ihrer Bezugspersonen
  8. Die Familienanamnese, insbesondere mit Anhaltspunkten auf eine ADHS bei Eltern/Geschwistern/Kindern
  9. Die Verhaltensbeobachtung des/der Patient:in und, bei Kindern und Jugendlichen, der Patient-Eltern-Interaktionen in der Untersuchungssituation (ADHS Symptome müssen dabei nicht notwendigerweise auftreten)
  10. Die psychopathologischen Beurteilung des Patient:in auf der Grundlage der explorierten und beobachteten Symptomatik
  11. Eine körperliche und insbesondere der neurologischen Untersuchung mit Beurteilung des Entwicklungsstandes. (Enge Zusammenarbeit mit der/dem Kinderärztin/Kinderarzt)

 

Gibt es altersspezifische Besonderheiten, die bei der Diagnostik zu berücksichtigen sind?
Bei der Diagnostik sollten altersspezifische Besonderheiten der Symptomatik in unterschiedlichen Altersgruppen Berücksichtigung finden:

  1. Die Diagnose einer ADHS soll vor dem Alter von drei Jahren nicht gestellt werden.
  2. Bei Kindern im Alter von drei bis vier Jahren kann die Diagnose in der Regel nicht hinreichend sicher gestellt werden.
  3. Bei Kindern im Vorschulalter soll die Diagnose in der Regel nur bei sehr starker Ausprägung der Symptomatik gestellt werden.
  4. Bei jüngeren Kindern können sehr stark ausgeprägte Unruhe, Impulsivität und Ablenkbarkeit sowie Störungen der Regulation Risikofaktoren für die Entwicklung einer ADHS sein.
  5. Je jünger die Kinder sind, umso schwieriger ist eine Abgrenzung zu Normvarianten.
  6. Im Jugend- und Erwachsenenalter muss die im Verlauf der Pubertät oft einsetzende Verminderung der Hyperaktivität berücksichtigt werden.
  7. Andere psychische Störungen müssen differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden.